von Lic. Alex Michel Reyes Martínez
Zweifelsohne zählt die Kathedrale von Santiago de Cuba zu den schönsten und am meisten besuchten Gebäuden der Karibikstadt wohin Jahr um Jahr tausende Kubaner und Fremde strömen um der architektonischen Schönheiten und der besonderen Geschichten willen, die um das alte Gemäuer zirkulieren. Sie ist immerhin die erste in Kuba gebaute Kathedrale.
In einer Stadt, die dauernd von Erdbeben erschüttert wird musste die Kathedrale nach ihrer Errichtung im Jahre 1522 (nur 30 Jahre nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus) vier Mal wieder aufgebaut werden. Dank dem Können des berühmten, einheimischen Architekten Carlos Segrera Fernández wurde sie 1922, 400 Jahre nach ihrem Entstehen umgeformt, gab ihr bescheidenes Kolonialäusseres auf und nahm ein imposantes, neue Richtungen weisendes Gebäudebild an, das geradezu aus den Hochbauten um den Cespédespark majestätisch herausragt.
Wie könnte ich nicht über das Innere dieses Baues, wo die Decken mit religiösen Malereien verziert majestätisch hangen schreiben? Diese geben geradezu ein himmlisches Bild wieder über einem Altar aus Holz in geschliffenem Bronzeüberzug, auf dem verschiedene Bilder von katholischen Heiligen, meisterhaft gemalt prangen. Dazu zählt ebenfalls ein erzbischöfliches Museum, wo wichtige Objekte und Pergamente aufbewahrt werden, die grosse Teile der Geschichte der katholischen Kirche aufzeichnen. Diese hatte sich bekanntlich als erste Religion im Lande etabliert.
Neben den baulichen Werten, welche den ersten Blick auffangen stehen die nationalen Erbstücke der über 500-jährigen, sehr bewegten Vergangenheit unter denen das Gemälde des Santo Ecce Homo aus dem 17. Jahrhundert herausragt und welches als das älteste
Kubas gilt. Dann stösst der Kathedralbesucher auf die Gräber des damaligen Mitentdeckers und Eroberers von Amerika und Kuba Diego Velásquez und verschiedener Bischöfe und Erzbischöfe, die auf der Zuckerinsel wirkten und missionierten. Es wird erzählt, dass hier die kubanische Musik geboren worden sei, denn hier komponierte der Priester Estéban Salas Messen, Kantaten, religiöse Volksweisen und Weihnachtslieder. Diese gelten als die ersten Kompositionen unserer Chormusik.
Die Kathedralbalkone bieten eine interessante Aussicht auf das stete Kommen und Gehen der einheimischen Bevölkerung und die schönen umliegenden Gebäude, unter anderen das als erstes erbaute Haus Kubas vom obgenannten Diego Velásquez. Es dient heute als Museum des geschichtlichen Umfeldes und Gemeindehaus. Von da aus proklamierte am 1. Januar 1959 der Kommandant Fidel Castro den Triumph der Revolution. Hier steht ebenfalls das Hotel Casa Granda, der antike Club San Carlos der jetzt Casa de Cultura heisst. Im September 2015 segnete Papst Franziskus die ganze Nation Kubas von da aus. Aus all dem dürfen wir versichern, dass die majestätische Kathedrale von Santiago de Cuba ein Ort von unschätzbaren geschichtlichen Werten für unser Volk darstellt. Und diese ziehen nicht nur die katholischen Massen an, sondern jeden, der etwas mehr über unsere Kultur und kubanische Eigenart erfahren will.