Die Beliebtheit von Twitch und anderen Streaming-Plattformen wächst immer weiter. Besonders die Streams von Videospielen lösen bei Kindern und Jugendlichen eine große Faszination aus.
Doch es gibt nicht nur die unterhaltsame Seite des Streamings, sondern auch die gefährliche. Kostenfallen durch Geldgeschenke sowie nicht altersgerechte Inhalte in den gestreamten Spielen und den Chats können den Online-Spaß schnell trüben. Der Medienratgeber „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ empfiehlt Eltern, auf altersgerechte Twitch-Kanäle zu achten, Risken zu besprechen und Sicherheitseinstellungen zu aktivieren.
Ob Jump’n‘Runs, Rollenspiele oder Ego-Shooter – die Gaming-Szene spielt nicht nur gerne selbst, sondern schaut auch anderen Nutzer*innen online dabei zu. Mit durchschnittlich über drei Millionen gleichzeitigen Userinnen und User ist Twitch im Jahr 2021 eine der wichtigsten Live-Streaming-Plattformen. An den Streams von Videospielen begeistert die jungen Nutzer vor allem die Interaktivität, erklärt Iren Schulz, Mediencoach bei „SCHAU HIN!„. Das Publikum chattet während des Streams nicht nur untereinander mit Gleichgesinnten, die das Hobby Computerspiele teilen, sondern steht auch im direkten Kontakt zu den Streamern und kann das Spielgeschehen beeinflussen. „Nicht nur passives Zuschauen, sondern aktives Austauschen, sich Einbringen und Diskutieren – das spricht viele Jugendliche an.“ Twitch birgt für junge Nutzer jedoch einige Risiken. SCHAU HIN! rät Eltern daher, gemeinsam mit dem Kind altersgerechte Streaming-Kanäle auszuwählen und Jugendschutzeinstellungen auf der Plattform zu aktivieren. Mit Jugendlichen ist der Austausch über das Gesehene wichtig, um über mögliche Risiken ins Gespräch zu kommen.
Altersgerechte Inhalte auswählen
Die Nutzung der Plattform ist zwar erst ab 13 Jahren freigegeben – eine Altersüberprüfung findet jedoch kaum statt und Streams können auch ohne eigenen Account angesehen werden. Da Twitch keine Informationen zur Altersfreigabe der gezeigten Videospiele anbietet, ist es wichtig, sich im Vorfeld über die Spiele zu informieren, die die Kinder anschauen wollen – zum Beispiel bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). So können Eltern besser entscheiden, ob die Spielinhalte für ihr Kind geeignet sind. Aber auch das, was die Streamer während der Live-Übertragung erzählen oder was Dritte in die Kommentare schreiben, kann sexualisiert, gewaltverherrlichend oder politisch problematisch sein. Am besten machen Eltern sich selbst ein Bild von den liebsten Streaming-Kanälen ihrer Kinder und aktivieren Filter und Inhaltstags wie „familienfreundlich“ oder „lehrreich“. „Einen absoluten Schutz vor ungeeigneten Inhalten garantieren diese Algorithmen allerdings nicht“, sagt Mediencoach Iren Schulz. Störende User können Kinder und Jugendliche blockieren und ungeeignete Inhalte an Twitch melden.
Fankultur verstehen und Kosten kontrollieren
Twitch kann erst einmal kostenlos genutzt werden. Trotzdem gibt es einige Kostenfallen, in die junge Nutzer*innen tappen können. Der Fankult um einige erfolgreiche Streamer verleitet das junge Publikum dazu, über Geldgeschenke in der Gunst ihrer Idole steigen und deren Aufmerksamkeit bekommen zu wollen. Im Chat können Fans ihren Idolen „zujubeln“, indem sie per Chatbefehl Bits ausgeben – eine virtuelle Währung, die gegen echtes Geld erworben wird. Auch über den Bezahldienst PayPal sind Geldgeschenke möglich. Wer den Streamer*innen durch solche Donations auffällt, wird oft namentlich im Stream genannt – eine besondere Auszeichnung für die begeisterten Fans. „Die Gaming-Welt mit ihren eigenen Stars und Hypes ist für viele Erwachsene oft kaum nachvollziehbar“, so Iren Schulz. Umso wichtiger ist es, mit den Jugendlichen zu sprechen, um die Begeisterung für ihre Gaming-Idole zu verstehen: „Wenn Eltern ihre Kinder zeitweise in diese Welt begleiten, Interesse für die Medienidole zeigen und sich erklären lassen, was Heranwachsende daran so fasziniert, entstehen Verständnis und Vertrauen.“ Auf dieser Basis können Eltern mit älteren Kindern ein Budget für Ausgaben bei Twitch festlegen. Für jüngere können In-App-Käufe über die Geräteeinstellungen oder Jugendschutz-Apps deaktiviert werden.