Seit Corona herrscht auf vielen Flughäfen immer noch ungewohnte Leere. Die Flure sind verwaist, viele Abfertigungsschalter liegen im Dornröschenschlaf. Wegen der Corona-Pandemie starten seit über einem Jahr nur wenige Flugzeuge. Die Branche ist gebeutelt und muss mit Rekordverlusten leben. Doch die Zahl der Impfungen steigt – und mit ihr die Buchungszahlen. Das Terminal 2 des Frankfurter Flughafens ist nach 14 Monaten Pause seit 1. Juni wieder in Betrieb. Und Airline-Manager berichten von rasant steigenden Ticketverkäufen.
Doch spätestens seitdem die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock vor ein paar Wochen verkündete, im Falle einer Regierungsübernahme aus Klimaschutzgründen Flugreisen zu verteuern und Kurzstreckenflüge perspektivisch ganz abzuschaffen, flammt die Diskussion um die Umweltbelastung durch Flüge wieder auf. Diskussionen um Flugscham sind erneut in aller Munde. Entstanden ist der Begriff vor zwei Jahren in Schweden und hat sich in Windeseile auf der ganzen Welt verbreitet. “Flygskam” heißt wörtlich übersetzt “Flug” und “Schande” und bezeichnet die Gefühlslage der Menschen, die mit einem schlechten Gewissen an Bord gehen. Oder sich für andere Reiseformen entscheiden, um den eigenen Kohlendioxid-Fußabdruck zu reduzieren.
Flüge kompensieren
Das Problem daran: Fernziele sind ohne eine Flugreise nur schwer oder gar nicht erreichbar. Flugzeuge aber stoßen im Vergleich zu anderen Reiseformen nun einmal besonders viel klimaschädliches Treibhausgas aus. Das soll sich zwar ändern. Airlines engagieren sich bei der Entwicklung nachhaltiger Kraftstoffe und setzen auf neue, sparsamere Flugzeuge oder sogar Elektroflugzeuge. Und die deutsche Bundesregierung steckt bereits Milliarden an Fördergeldern in die Entwicklung emissionsfreien Treibstoffs und bessere, saubere Flugzeugtechnik. Doch bislang ist das alles noch Zukunftsmusik. Eine Möglichkeit, den eigenen C02-Fußabdruck zu minimieren oder ganz auszugleichen, besteht aktuell darin, freiwillig einen Beitrag für Ausgleichsmaßnahmen zu leisten – also den Flug zu kompensieren. Die so geleisteten Beiträge fließen dann beispielsweise in Aufforstungsaktivitäten und andere Projekte. Einige Airlines bieten den Kunden an, direkt bei der Buchung eine solche Ausgleichszahlung zu leisten. Außerdem können Passagiere unabhängig von der jeweils gebuchten Fluggesellschaft selbst aktiv werden und über Organisationen wie My Climate oder Atmosfair eine individuell berechnete Ausgleichszahlung leisten.
Nachhaltiger Urlaub ist mehr als umweltverträgliches Reisen
Klar ist außerdem: Wer nachhaltig Urlaub machen möchte, darf den Blick nicht nur auf die Flugemissionen lenken. Der Blick muss weiter gehen. Nachhaltiger Urlaub lässt sich nicht auf eine umweltverträgliche Anreise reduzieren. Neben ökologischen gibt es auch soziale und ökonomische Kriterien. Also: Tragen die angebotenen Reisen zur lokalen Wertschöpfung des besuchten Landes bei? Fördern sie das interkulturelle Verständnis? Ist das Personal fest angestellt und wird angemessen entlohnt? Werden Lebens- und Arbeitsrechte der Menschen in den Zielgebieten respektiert? Urlaubsreisen können sich positiv auswirken, weil die lokale Bevölkerung dadurch Arbeit bekommt und Reisende für die Probleme des Landes sensibilisiert werden.
Direkte Hilfe: Urlauber unterstützen mit ihrer Buchung Nachhaltigkeitsprojekte
Ein wichtiges Kriterium sollte deshalb sein, wie konsequent Anbieter vor Ort Nachhaltigkeit leben – und selbst Standards setzen. Schließlich sind die Rahmenbedingungen in außereuropäischen Zielen häufig nicht mit denen in Deutschland vergleichbar. Die Häuser übernehmen eine Vorbildfunktion; das Personal trägt den Nachhaltigkeitsgedanken in die eigene Familie und so weiter in die lokale Bevölkerung.