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Kurt Maetzig (1911 – 2012) der deutsche Revolutionsführer Kubas

Kurt Maetzig (1911 – 2012) der deutsche Revolutionsführer Kubas -

Filmemacher und Intellektuelle von Weltruf besuchten Kuba während dieser Epoche und die Verblendung des faszinierenden Revolutions-Experiments provozierte ein weitgefächertes Gemisch von Workshops des Showbiz. Und so bereisten, idealisierten oder wirkten in und über Kuba Errol Flynn (Rebeldes), Gérard Philippe (ein Film über die Ostfront, wobei Frank País durch den Frühtod von Philippe reichlich frustriert wurde) Agnes Varda, Silvana Pampanini, Graham Green, Alec Guiness, Ernie Kovacs, Maureen O’Hara, Noel Coward, Françoise Sagan, Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir.

Die Länder des erloschenen sozialistischen Lagers schlossen sich dem Rummel der Tropen an und um jene Zeit empfing Havanna den berühmten, sowjetischen Dokumentalisten Roman Karmen (Alba de Cuba), den Realisator Mijail Kalatozov (Soy Cuba) und den Deutschen Kurt Maetzig, der mit Konrad Wolff das „Duett der großen, deutschen, kommunistischen Realisatoren“ bildete, wie sie der Journalist Jorge Smith nannte.

Die deutsche Hauptstadt entfaltete von der Basis in Babelsberg aus eine intensive und fruchtbare Filmproduktion, welche die Welt fesselte und wo sich F. W. Murnan, G. W. Pabst, R. Wiene, Conradt Veight und Peter Lorre  mit spanischen Filmen wie El gabinete del doctor Caligary, Metrópolis und La devastadora seducción del profesor basura (Emil Jannings) und die subversive Verzauberung der respektlosen Lola (Marlene Dietrich) in El angel azul in Kubas Kinowelt zeigten.

Maetzig lebte von früher Jugend an in der Filmatmosphäre, da sein Vater Hersteller von Filmkopien war. Er besuchte die Leibniz-Oberrealschule, die technische Hochschule in München sowie die Sorbonne in Paris. Er studierte Chemie, Soziologie, Jura, Psychologie und Handelslehre. Während den Ferien arbeitete er bei seinem Vater, was ihn zum Kenner der vielfältigen Kinowelt heranbildete, sodass er 1932 seine ersten Filme zu drehen begann. Drei Jahre später richtete er sein eigenes Atelier für Zeichentrickfilme ein. Dort stellte er auch Kurzfilme her.

Der junge Filmemacher besaß eine solide Filmkultur, was ihm eine schillernde Laufbahn  irgendwo auf der Welt erleichtert hätte. Aber auf die Einführung (1935) der neusten Gesetze von Nürnberg wurde ihm die Arbeitsbewilligung durch die Filmabteilung des Reichs unter Joseph Goebbels entzogen, weil seine Mutter jüdischer Abstammung war.  Aus Angst vor körperlichen und psychischen Repressalien beging sie wenig später Selbstmord.

Kurt Maetzig schloss  sich darauf den Reihen der kommunistischen Partei an und kämpfte in deren Widerstandsbewegung. Nach der Niederlage Hitlers drehte er 1947 den Film „Ehe im Schatten“ als Direktor seines ersten Langzeitfilms, in dem er die Lebensgeschichte eines mit einer Jüdin verheirateten Schauspielers wiedergab. Sie war offensichtlich autobiographisch geprägt. Dieser Film wurde der größte Nachkriegserfolg  Deutschlands mit 12 Millionen Zuschauern weltweit.

In Kuba wurde Maetzig vor allem durch zwei Filme bekannt: Ernst Thalmann, Sohn seiner Klasse (1954) und Ernst Thalmann, Führer der Arbeiterklasse (1955). Sie zeigten das Leben des ersten Sekretärs der kommunistischen Partei Deutschlands, der 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde. Eine erstaunliche Einzelheit des Filmes war die wichtige Rolle des französischen Schauspielers Michel Piccoli als Inspektor Max.

Als Mitbegründer des Studios DEFA, der Bastion der staatlichen Industrie der RDA leitete Maetzig ebenfalls während einem Jahrzehnt die Filmschule Ostdeutschlands.

Preludio 11 (1963) war sein kubanischer Film mit dem berühmten deutschen Schauspieler Armin Müller-Stahl. Er triumphierte später in der westlichen Hemisphäre mit den Filmen Oberst Redl und Die Spieldose.  In letzterem hatte er die Rolle des faschistischen Vaters der amerikanischen Schauspielerin Jessica Lange inne. In Preludio 11 beteiligten sich die kubanischen Schauspieler Roberto Blanco, Aurora Depestre, Helmo Hernández, Miguel Benavides, Carlos Moctezuma und Alejandro Lugo. Der Film wurde in schwarz-weiß gedreht und handelte von der Lebensgeschichte Danielas, einer jungen Milizangehörigen, die sich entscheiden musste zwischen  ihrer großen Liebe und der in schwierigen Zeiten vor der Invasion der Schweinebucht (1961) ergriffenen Ideologie.

Kurt Maetzig zog sich in den 70-er Jahren zurück, blieb aber bis an sein Lebensende Mitglied der Akademie der schönen Künste Berlin. Er bezeugte stets eine besondere Liebe für Kuba und die Kubaner, ja gab sogar einmal zu, dass er in seine Beziehung zu diesem Karibikstaat seine höchsten Kunst- und Humangaben eingebracht habe.

 

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