Das kubanische Damenorchester Anacaona feierte seinen 80. Geburtstag

5. April 2012

Im vergangenen Februar erinnerte sich das Damenorchester Anacaona an seine Gründung vor 80 Jahren. Georgina Aguirre González, die selber im Orchester als Bassistin mitwirkt und es seit mehreren Jahren leitet und ihre  Schwester Dora,  aktive Saxophonistin,  animieren dieses Orchester, das  als erstes „tanzbare“ Volksmusik interpretierte und  auf den kubanischen Tanzparketts darin als Spitzenreiter gilt.

Gegründet wurde Anacaona am 17. Februar 1932 von Concepción Castro und ihren 7 Schwestern: Ada, Alicia, Ondina, Xiomara, Emma, Caridad und Olga. Daraus entstand vorerst das erste feminine Ton-Sextett. Bereits 1934 vergrößerte es sich zur Jazzband mit dem typischen Charangasound der metallenen Blasinstrumente und stieg dank ihrer „Aires libres del Prado“ (Prärieweisen der Freiheit, die sie im Laufe der Zeit berühmt machten) erfolgreich auf in die Welt der überall beliebten Volksmusik.

Zwischen den 40er und 60er-Jahren durchquerten diese wertvollen Damen die amerikanischen Kontinente, die Karibik und Frankreich von Nord bis Süd. In Mexiko, einem der damals am meisten besuchten Länder, verbleiben Bild und Ton auf etlichen Filmen des dortigen Kinos wie: „ La noche es nuestra“,  „No niego mi pasado“ und „Mujeres de teatro“.  Die bekanntesten Schauspieler aus der Film- und Musikwelt Mexikos  teilten sich die Rollen.

Die Nachfolgerinnen der Schwestern Castro, nämlich die Schwestern Giorgina und Dora Aguirre, sind solide ausgebildete Musikerinnen aus dem Konservatorium Amadeo Roldán, die mit etlichen der noch aktiven Gründerinnen seit 1983 unter dem Dirigentenstab von Alicia Castro, der 2. Dirigentin der Gruppe,  zu spielen begannen. Abwechslungsweise mit ihr  dirigierend bis zur Ruhesetzung im Jahre 1987, begannen sie ihre Karrieren und „nährten“ sich vom ganzen Erfahrungsschatz Alicias bis zur Stafettenübergabe an Giorgina Aguirre. Mit ihrer Schwester Dora und weiteren jungen Musikerinnen aus der Kunstschule erschufen sie ihren Kombinationsstil zwischen Tradition und Moderne ganz im Festhalten und Entwickeln der Geschichtssubstanz  von Anacaona, was nun 80 Jahre ununterbrochenes Erarbeiten von Neuschöpfung und sorgfältigem Bewahren eines  kubanischen Kulturerbes darstellt.

Anacaona setzt sich aus 12 Damen zusammen, die Volksmusik schaffen,  pflegen und traditionellste Rhythmen mit zeitgenössischer Musik Kubas verschmelzen lassen. In Kuba als  „Die Mulattinnen des vorzüglichen Geschmacks “ bekannt, ist Anacaona ein Hauptdarsteller der „Música  salsa“ und äußerst geschätzt, da sein Sound sich von den andern Orchestern abhebt und sowohl bei der Kritik als auch bei unzähligen Volksmusik Tanzenden in Kuba und aus aller Welt beliebt ist.

So tritt das Orchester in Kuba auf den wichtigsten Bühnen der tanzbaren Volksmusik anlässlich von Kulturevents, Festivals, Radio und TV sowie Tourneen überall auf. Anacaona gilt als das populärste Damenorchester und zählt zu den ältesten Volksmusikformationen des Landes.

Zwischen 1989 und 1995 startete das Orchester nach Verjüngung und in neuem jugendlichem Glanze in eine Erfolgskarriere auf internationalem Niveau, was es auf Weltbühnen führte. Eine neue Erfahrung bestand für Anacaona in der Zusammenarbeit und Ausführung der Musik zum Theaterstück von Molière „Le bourgeois gentilhomme“. Das Orchester passte dazu die Originalmusik von Jean-Baptiste Lully an Salsa, Musik und Rhythmus  der Karibik an. Dieses Werk wurde  unter der Leitung vom bekannten französischen Dirigenten Jérôme Savary im Dezember 1997 in Kuba und im März 1998 am Theaterfestival der Stadt Mexiko, im Teatro Metropolitano del Distrito Federal aufgeführt. Mitte Mai des gleichen Jahres reiste Anacaona nach Frankreich zu den Vorführungen im Théâtre National Chaillot in Paris, wo es vor französischem Publikum in großer Erwartung 10 Vorführungen bot und sein musikalisches Schaffen begeistert aufgenommen wurde.

Nach diesen Inszenierungsleistungen gaben sie noch 4 bewunderte Konzerte im ausverkauften Théâtre National. Auf Besuch in New Jersey, teilten sie sich die Arbeit der Inszenierungen von Tito Puente aus Puerto Rico mit den Damengruppen Canelas und anderen aus Kolumbien.

Nach der Rückkehr aus den Vereinigten Staaten begannen sie die 4. Produktion der CD „Lo que tu esperabas“ mit der französischen Firma Lusáfrica. Dann entstand Anacaonas Dokumentarfilm „70 Jahre danach“. Derselbe enthält die Orchestergeschichte und ist gleichzeitig eine Ehrung der starken Frauenbewegung, die seit den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts die Musikathmosphäre Kubas  und besonders in den Straßencafés der Havannapromenaden Kubas berieselt. Gleichzeitig wird für die TV Japans, NHK, eine Dokumentaraufnahme über die kubanische Musik, in der Anacaona einen Sonderplatz einnimmt, gedreht. Die Formation betätigt sich intensiv auf dem nationalen Boden der Musik, wo sie ihren Platz in Radio und TV-Programmen weiter ausbaut und untermauert.

Ihre Einschaltquoten werden länger und ihre Beliebtheit breitet sich stetig aus, so dass ihre Ausstrahlung praktisch in sämtlichen Provinzen und Orten der Zuckerinsel wo Musik ertönt und in den Zentren des Nachtlebens Kubas, wie „Casas de la Música“, „Macumba Habana“, „La Sala Habana“, „Café del Hotel Meliliá Cahiba“, „Café cantante Mi Habana“, „El Delirio Habanero“ wahrgenommen wird.

Das Orchester hat soeben die 5. Plattenproduktion mit dem Siegel von BISMUSIC vollendet. Es geht dabei um eine Aufzeichnung von „tanzbaren“ Neuschaffungen der kubanischen Musik. Die Produktionen teilen sich zwischen Giorgina und Reinaldo Aguirre auf, wobei Letzterer zudem für die meisten musikalischen Arrangements zuständig ist.

Im Hotel Saratoga, im Habana Promenadenviertel der 5-Sterne-Kategorie wurde kürzlich das Restaurant Anacaona eingeweiht. Da sind geschichtliche Gegenstände sowie Auszeichnungen dieser genialen Interpretinnen ausgestellt.

Diese Musikerinnen mit ihren Talenten, ihrer Musik und der Grazie ihrer Weiblichkeit haben im Bereich der kubanischen Musik diejenige Podiumsstufe  erreicht, die sie einfach  als  ANACAONA, DAS DAMENORCHESTER KUBAS auszeichnet.

 

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